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Biozide

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Pestizide im Wohnzimmer

Was im Garten und in der Landwirtschaft als Pestizide bezeichnet wird, heißt im Haushalt Biozide. Manchmal sind es die gleichen Stoffe in einer anderen Anwendung, teils sind es auch andere Substanzen. Biozide bekämpfen Schädlinge und Lästlinge wie Insekten, Mäuse oder Ratten, aber auch Algen, Pilze oder Bakterien.

Viele Alltagsprodukte wie Mückensprays oder antibakterielle Putz- und Waschmittel enthalten Biozide, die Lebewesen schädigen oder abtöten sollen. Damit besteht auch ein Risiko für die Gesundheit des Anwenders.

Nehmen wir als Beispiel eine Substanz, welche die Fliege oder die Mücke abtöten soll, indem sie das Nervensystem des Insektes lahm legt. Diese Substanz entscheidet nicht, wo und bei welchem Lebewesen sie wirkt – sie wird im Haushalt ausgebracht und entfaltet ihre Wirkung überall. Leider ist es so, dass diese Gifte auch auf den Menschen wirken. Durch die Dosis und den Wirkstoff ist es zwar nicht akut gesundheitsgefährdend, aber in der Summe und in der Langfristigkeit schon.

Bei den antimikrobiellen Putzmitteln und Lotionen gibt es weitere Probleme. Zum einen können die Biozide in den Reinigern direkt als Substanz Atembeschwerden und Störungen des Nervensystems auslösen. Zum andern tun wir unserem Immunsystem keinen Gefallen, wenn wir versuchen alle Mikroben zu beseitigen. Es reagiert darauf mit einem erhöhten Risiko für Allergien und Ekzeme. Bei Kindern gibt man dem Immunsystem nicht die Chance trainiert zu werden, was ein großes Risiko darstellt. Außerdem ist es so, dass kein Mittel gegen alle relevanten Viren und Bakterien hilft.

Medizinische Studien haben ergeben: Wer im Haushalt mit Hygienespray, Desinfektionsgel und anderen antibakteriellen Mitteln hantiert, ist nicht besser vor Infektionen geschützt als jemand, der ganz normale Seifen benutzt. Im Gegensatz: die Desinfektionsmittel töten auch die ungefährlichen Keime ab. Dort, wo die guten Bakterien leben, ist kein Platz für Krankheitserreger. Deshalb sollten wir uns nicht um eine desinfizierte Umgebung bemühen. (Dies gilt nicht z.B. im Krankenhaus, wo andere Erreger auf geschwächte Menschen treffen.)

Die Werbung suggeriert oft das Gegenteil – Viren und Keime lauern überall, so ist die Handdesinfektion durch starkes Bewerben zu einer modernen Geste geworden. Dabei ist Sauberkeit an sich ist nicht schlecht. Nur sind Desinfektionsmittel nicht das richtige Mittel, um das zu erreichen. Im Alltag genügen normale Seifen, Putz- und Waschmittel völlig.

Der Einfluss der Biozide geht über den eigenen Haushalt hinaus: wenn die Mittel im Abfluss landen, behindern sie die Kläranlage, die Bakterien als Reinigungshelfer nutzt. Manches findet sich auch in Bächen und Flüssen wieder und entfaltet dort weiterhin seine desinfizierende, also giftige Wirkung an den Wasserorganismen.

An welchen Kriterien kann ich mich beim Einkauf orientieren, um die Biozide in den Reinigern zu vermeiden? Zurückhaltung ist geboten bei Produkten, die mit ‚Superkraft‘, ‚Desinfektion‘, ‚Hygiene‘, ‚bakterizid‘ oder ‚fungizid‘ werben. Eine verlässliche Orientierung bieten Produkte, die mit dem Label ‚Shop Green‘ der SDK ausgezeichnet sind.